Pat Metheny, Orchestrion-Tour

Berliner Philharmonie, 2.März 2010

Was erwartet uns bei einem Solo-Konzert eines Jazz-Gitarristen? Diese Frage haben sich im Vorfeld bestimmt viele gestellt. Aber sämtliche Befürchtungen von Langeweile sind rasch verflogen. Zum Auftakt spielte Metheny 3 Songs mit wechselnden Gitarren, ein angenehmes Warm-Up.

Dabei saß er vor einer mit rotem Tuch abgehangenen Kulisse, wo man nur ahnen konnte, was sich dahinter verbarg. Dann enthüllte er seinen geheimnisvollen Musikautomaten, das Orchestrion. Eine Maschinerie, die aus vielen Einzelinstrumenten wie Piano, Glockenspielen und verschiedene Schlaginstrumente zusammengesetzt ist.
Dieser Instrumentenpark zuckte rund um den Gitarre spielenden Protagonisten und erzeugte organische Klänge, die durch digitale Impulse gelenkt wurden. Metheny spielte nun seine Orchestrion-Suite und zog die Zuhörer immer tiefer in seinen Bann. Die anfänglichen Gedanken an eine reale Band mit verschiedenen Musikern, die dem ganzen mehr Abwechslung bringen, waren schnell verflogen. Im Nu war die erste Stunde dieses Spektakels vorbei, aber er schaffte es mit einer ungeheuren Leichtigkeit und wachsender Spiel- und Improvisationsfreude, die Begeisterung noch zu steigern. Hymnische Melodien wechselten sich mit rhythmischen Grooves ab, aber immer war es der typische Metheny-Sound, der bei mir die Freude an dieser Musik neu aufblühen ließ. Erst nach 2 1/2 Stunden endete diese Symbiose aus höchster Gitarrenkunst und Technik und hinterließ ein durchweg begeistertes Publikum, das dem Künstler mit standing ovations dankte. Ich hoffe, das Metheny diese Tour mit einer Live-CD dokumentiert, denn das, was er live bot, übertraf bei weitem die Eindrücke des letzten Albums.

Thomas Illhardt